Die Karte mit Bezirksnamen als PDF Download
Berlin früher: 2065
// Dateiupload von TOLSTOI // 30.10.2073 – 10:00:00
Die Leute heute vergessen ja so schnell. Im aktuellen Berlin Upload wird ja das gesamte aktuelle Setup Berlins samt seiner 21 neuen Bezirke vorgestellt und von Außenstehenden sicherlich mit etwas zu viel Selbstverständlichkeit als Status Quo betrachtet – dabei ist dieser Status samt seiner Grenzen pfuschneu!
Berlin hatte bei Fall in die Anarchie 31 Bezirke und nach Ende derselben wieder 31 Bezirksvertreter, zu denen im Berliner Rat dann nochmal 25 Konzernvertreter dazukamen – die tatsächlichen Entscheide wurden aber in der geteilten Stadt Berlin der Sechziger durch die sogenannte „Konzernverordnetenversammlung“ getroffen, quasi ein Planungsgremium der bedeutsamen Berliner Konzerne innerhalb des damals entstehenden BERVAG Verwaltungskonzerns. Selbige Konzernverordnetenversammlung beschied auf dem Höhepunkt ihres Größenwahns am 7. April 2063 die Erste Berliner Bezirksreform (als habe es davor noch nie eine gegeben!), in deren Zug auch gleich das marode, aber im Berliner Neugeschäft blühende Königs-Wusterhausen zwangseingemeindet wurde.
Wie soll das denn gegangen sein? Ohne Okay von Brandenburg?
Blitzen
Die Annektierung Königs-Wusterhausens – getarnt sowohl als karitative Hilfsaktion als auch als Bestandteil des seit Jahrhundertbeginn begonnenen Eingemeindungsprozesses des Berliner Speckgürtels in die Stadt – wurde versucht unter reichlichen juristischen Verrenkungen des zwischen ADL-Regierung und Berliner Konzernen geschlossenen Berliner Vertrages zurechtzukonstruieren. Die Argumentation der Konzerne lief darauf hinaus, dass sie durch die ADL das Mandat erhalten habe, „alle notwendigen Maßnahmen zur Befriedung Berlins und den Wiederaufbau der Stadt“ zu treffen, wozu völlig logisch die Eingemeindung aller verbliebenen wirtschaftlich interessanten Gebiete Brandenburgs gehöre (klar, oder?). Dieser Logik wollte sich Brandenburg natürlich nicht beugen, machte ein Riesen-Trara – und erreichte am Ende nur kosmetische Zugeständnisse.
Brand’n’Burger
Ähm, was heißt da kosmetisvhe Zugeständnisse? Königs-Wusterhausen ist Stand 2072 NICHT (mehr) Teil Berlins.
Clipload24
Dann vergleich mal die Grenzen Berlins 2065 mit denen 2072: Königs-Wusterhausen mag nicht mehr „drin“ sein – was übrigens durchaus nicht auf Gesamtjubel in der Bürgerschaft trifft – dafür wurden die Konzerne aber „entschädigt“ durch Zuschlagung weiterer „Brachflächen“ zwischen Berlin und äußerem Ring (A10). Dass die Berliner Konzerne es tatsächlich geschafft haben, sich für die Rücknahme eines klaren Rechtsbruchs auch noch entschädigen zu lassen, zeigt nur noch deutlicher wie sehr wir schon eine Konzerndiktatur geworden sind.
Brand’n’Burger
GANZ so einfach und drastisch lief es zwar nicht ab, aber unstrittig ist es so dass die 2070 zu Berlin hinzugekommenen und 2072 verifizierten Brandenburger Flächen mehr oder weniger für symbolische Beträge oder auch gänzlich kostenlos an Berlin gefallen sind. Die Unbekannte an der Rechnung ist allerdings der Inhalt des Wertfeststellungsgutachtens der betreffenden Flächen einerseits und welche Geldströme aus der Berlinabgabe via ADL-Regierung an Brandenburg wandern. Brandenburg braucht Geld, und besitzt nicht genug, um mit den berlinnahen Flächen etwas anfangen zu können – die meisten davon in der Tat Brachen und Reste von Geisterdörfern sind, da alle wertvollen Gebiete (Potsdam!) schon lange eingemeindet wurden.
Konnopke
Und wieder stehen wir und staunen, warum es nicht zur Länderfusion von Berlin und Brandenburg kommt…
BiZZealot
Weil die Fusion die Frage aufwirft, ob das neue vereinte Bundesland dann insgesamt eine Freizone unter Konzernverwaltung wird oder die Fusion Anlass wird den Freistadt-Status Berlins zu „redifinieren“. Solange keine der beiden Seiten – ADL oder Konzerne – SICHER weiß, dass die Fusion in ihrem Interesse durchgeführt werden wird, lassen beide Seiten die Finger davon. Der Landesregierung von Brandenburg ist impotent, eine Fusion durchzusetzen oder sie zu verhindern, und mit dem Status Quo bei aller cholerischen Selbstinszenierung Empörung völlig zufrieden: KEINE dieser Politnulpen hätte im vereinten BB eine Chance, da macht es mehr Sinn im Amt in Brandenburg zu bleiben, seine Bezüge einzustreichen und bedauernd zu erklären, dass man ja nur deshalb völlig untätig sei und alles vor die Hunde gehen lasse, da einem das Geld fehle etwas zu tun. Die einzige Funktion der Brandenburger Regierung ist die des Bittstellers um ADL-Finanzunterstützung, und die wird Brandenburg nicht bekommen.
Brand’n’Burger
Das Folgende ist also eine Art Nachhilfestunde in jüngerer Vergangenheit: Ein Overview-File aus dem alten KSB-Netz, das ich mir erlaube zu updaten bzw. in Relation zur heutigen Situation und den Veränderungen 2072 zu setzen.
2065
Nachdem die Konzerne 2055 den größeren Teil Berlins unter Kontrolle gebracht hatten und in demselben Jahr die BERVAG (Berlin Verwaltungs AG) als gemeinsamen Verwaltungskonzern für jene Aufgaben geschaffen hatten, die sonst bei der Landes- und Stadtverwaltung liegen, wurde schnell eine Verwaltungsreform in Berlin durchgeführt, die bald in eine Neuordnung der Berliner Bezirke münden sollte.
Während die zukünftige Aufteilung der Stadt früh als Planungspapier kursierte, wurde dessen Umsetzung durch die Unfähigkeit, den Berliner Osten zu befrieden, immer wieder verschleppt. Zwischen ’55 und ’63 befanden sich nicht weniger als sechs verschiedene Pläne der „Vision Berlin“ in Diskussion, ehe sich am 7. April 2063 die Konzernverordneten (die Repräsentanten der Trägerkonzerne der BERVAG, quasi der BERVAG Vorstand jener Tage) auf folgende 32 neuen Berliner Bezirke einigten:
Wer Berlintexte oberflächlich liest, kommt schnell auf die Idee, dass diese Reform eigentlich nur ein kleiner Schritt war: Vorher gab es 31 Berliner Bezirke, 2063 wurden daraus 32 Bezirke, also blieb alles beim alten, nur Königs-Wusterhausen kam dazu. Das ist so aber nicht richtig: Tatsächlich wurden in der Bezirksreform ALLE Grenzen neu gezogen, und zwar quer über alle gewachsenen Strukturen hinweg strikt nach wirtschaftlichen Planungsinteressen der Konzerne. Das Ziel damals war nicht weniger als der Versuch, die „perfekte Stadt“ zu bauen, und zwar „von Grund auf“. Das war der eigentliche Grund, der hinter der Übernahme Berlins stand: Da war eine Stadt am Boden, quasi kriegszerstört, die am Reißbrett komplett neu errichtet werden konnte. Das perfekte, neue Konzernberlin – die „Vision Berlin“ mit ihrer Weltkonzernhalle, den Prachtboulevards, den nach Mitarbeiterqualifikation gestaffelten Wohn- und Geschäftssektoren sollte Zufriedenheit, Produktivität, Effizienz und Konsum auf neue, nie dagewesene Höhen heben. Ob dieses „Konzernexperiment“ der alleinige Grund für die Übernahme Berlins war, wird zwar immer wieder bezweifelt, mindestens aber ist es einer DER wichtigsten Gründe für das Wagnis Berlin.
Konnopke
Ebenso falsch ist es übrigens anzunehmen, aus 32 Berliner Bezirken wurden 2072 die heutigen 21 Berliner Bezirke einfach durch Zusammenlegung einzelner Bezirke: Indem bei der jüngsten Bezirksreform sowohl die Konzernplanung Berlins im Kompromiss aufgegeben werden musste als auch die Alternativen sich auf keine einheitliche Linie einigten und selbst die ADL-Botschafterin und Preussenstiftungsfrau Isabelle Jandorf darin scheiterte, eine Rückkehr zu den historischen Berliner Bezirksgrenzen als Kompromiss anzuschieben entstand ein ziemliches Kuddelmuddel. Die Grenzen von 2072 sind nicht historisch und nicht planerisch: Es sind Demarkationslinien von Einflussgebieten, und da Einflüsse sich ausdehnen oder zusammenbrechen können ist absolut unsicher wie „fest“ diese neuen Bezirke am Ende sein werden.
Fienchen
Unterm Strich sind die heutigen Grenzen wieder näher an der Situation von 2055 als an der Wunschvorstellung der Konzerne von 2065.
Node
Sektoren-Typen
Die 32 Berliner Bezirke wurden per BERVAG Verordnung III-2065 in unterschiedliche Nutzungs- und Sicherheitsklassen unterteilt. Diese scharfe Einteilung ließ sich im Zuge des Kompromisses zur Einheit Berlin natürlich nicht aufrechterhalten, dennoch ist es wichtig diese Vokabeln zu kennen, da verschiedene Papiere und Abteilungen der BERVAG nach wie vor in diesen Klassen und „Gebietsbewertungen“ denken.
Die Grenzen und Namen der Bezirke mögen sich geändert haben – das etablierte verwalterische Backbone der BERVAG wird aber noch ein paar Monate brauchen, um zu neuen Arbeitsweisen zu finden – FALLS Mutti Bärfuck das will.
KonzernSektoren [KS] (dunkelgrün auf alten Karten) waren jene Gebiete, die unmittelbar durch einen oder mehrere Konzerne direkt kontrolliert und selbst verwaltet werden. Die BERVAG wurde in diesen Gebieten nur in sehr streng umrissenen Grenzen tätig (z.B. bei Abfallbeseitigung, Wartung der bezirksübergreifenden Wasser-, Gas- und Stromversorgung sowie der Anbindung des WDANs (Wireless District Area Network) an das WMAN (Wireless Metropolitan Area Network).
WDAN und WMAN waren noch Pre-Crash2.0-Projekte, wie man sich denken kann. Quasi die Vorläufer der heutigen Wifi-Matrix, aber in viel geringerem Umfang und noch schwerpunktmäßig über HotBoxes laufend: Im Stadtgebiet verteilte Wifi Router, die tatsächlich den Schwerpunkt des Traffics abwickelten (im Gegensatz zum heutigen Cloud Routing).
Alex
Sicherheitsfragen regelte der Konzern des Bezirks alleine – und tut es nach wie vor. Im Zuge der Bezirksreform ’65 wurden die durch die Konzerne beanspruchten Gebiete nochmals ausgedehnt und in vielen Fällen die Grenzen der direkten Machtsphäre des Konzerns mit den etablierten Grenzen des Stadtteils oder alten (Teil-)Bezirks in Übereinstimmung gebracht – einige, aber längst nicht alle diese Grenzverschiebungen wurden 2072 zurückgenommen bzw. „der geänderten Interessenlage angepasst“ (was in Einzelfällen auch eine weitere Ausdehnung des Konzernsektors auf neue Nachbarschaften beinhaltete).
ResidenzEnklaven [RE] (hellgrün) waren gedacht als geschützte Wohngebiete, die in aller Regel von angrenzenden Sektoren klar abgetrennt sein sollten.
Die einmal geschaffenen Absperrungen wurden 2072 nur in den wenigsten Fällen abgebaut oder verlagert: Viele Residenzenklaven fungieren heute als eigenständige verwalterische Gebiete innerhalb was auch immer für eines Bezirkes sie nun liegen. Hierdurch erklären sich zum Teil die besonderen Mischungen gerade in westlichen alternativen Bezirken, in denen plötzlich superedle oder scharf abgegrenzte Wohnressorts in einem anderweitig liberalen Gebiet liegen (bzw. in es hineinragen).
Alex
Die REs wurden geschaffen, um die Sicherheit der gehobenen Konzernangestellten zu verbessern und die Sicherung von deren Wohn-, Einkaufs- und Freizeitlokalitäten effizienter (= kostengünstiger) zu gestalten: Statt jedes Gebäude und jede Anlage einzeln zu sichern, werden Sicherheit und Überwachung auf die gemeinsame Außengrenze aller Einrichtungen konzentriert, vergleichbar mit dem Prinzip einer Firewall.
Äh, bzw. vergleichbar mit den alternativen Wirtschaftsweisen der Alternativen, die ja auch ihre Versirgung auf Block- oder Kiezebene poolen?? JA, Konzerne lernen von Anarchos, wenn es ihnen nutzt.
Konnopke
Einmal in der RE, wird die Überwachung dünner, was den Residenten erhöhte Anonymität und Bewegungsfreiheit bietet, ohne das Gefühl zu haben in einer Art entmilitarisierten Überwachungszone zu leben. „Dünner“ heißt allerdings nicht, dass es keine gäbe – und spätestens an Grundstücksgrenze oder Villa-Eingang nimmt die Sicherheit doch wieder zu.
IndustrieSektoren [IS] (rot) sind jene Gebiete, die von den Konzernen zum Aufbau und Unterhalt von Fertigungsanlagen vorgesehen waren. Da in Berlin Arbeitskraft nach wie vor sehr preiswert ist – VIEL preiswerter als manche sonst maschinell durchgeführten Tätigkeiten – bedeutet dies in vielen Fällen, dass zu Beginn und Ende jeder Schicht große Mengen an Arbeitskräften aus den Wohn- und GeschäftsSektoren, vor allem aber den ErschließungsGebieten in die IS bzw. heute eben zu den im Stadtgebiet verteilten, in früheren IS aber dichter auftretenden Fabrikzentren hinein und hinaus bewegt werden müssen. Das entsprechend notwendige Sicherheits-Screening findet dabei zumeist während des Transportes statt, der in aller Regel aus Bussen und Lastwagen sowie Sonderzügen besteht. Trotz aller Sicherheit galten die IS bei den Konzernen als Sicherheitsproblem, weswegen diese einerseits bemüht waren, keine sensiblen Forschungseinrichtung und vergleichbare Objekte in IS anzusiedeln, und andererseits die Werkssicherheit daraufhin auszurüsten, dass diese in der Lage versetzen sollte Unruhen und Streiks niederzuschlagen. Mit zum Teil niederschlagendem Misserfolg.
FreiSektoren [FS] (blau) sind solche Gebiete, in denen die Konzerne ganz bewusst die Sicherheit und Überwachung zugunsten eines freien Transfers zurückfahren ließen. Im Wesentlichen waren (und sind) FS Gegenden Gebiete mit vielen Museen, Theatern und Galerien, aber auch Sektoren mit prachtvollen Einkaufsstraßen und Konsumpalästen. Da die zentralen FS Berlins tagtäglich von ungeheuren Menschenmassen bevölkert und durchquert wurden, die sich de facto ohnehin nicht überwachen ließen, zogen die Konzerne ihre Sicherheit auf ihr jeweiliges Einzelobjekt (das Museum, die Mall, das Restaurant) zurück – und beschränkten sich außerhalb dieser darauf, an neuralgischen Punkten Eingreiftrupps „für den Fall der Fälle“ bereitzuhalten.
An dieser grundsätzlichen Sicherheitsstrategie hat sich für Norm- und Alternative Bezirke nicht das Geringste geändert.
Node
Wohn- und GeschäftsSektoren [WGS] (hellgrau) waren und sind meist nach wie vor Stadtgebiete „in between“: Es sind die Gebiete, in denen „ganz normale Lohnsklaven“ wohnen, teilweise arbeiten, ihre Kinder in den Konzernhort schicken oder abends in die TridShow gehen. Innerhalb des alten Berlins waren diese Gebiete zwischen 2063 und 2072 oft noch mit Baubestand aus den 1970ern und früher versehen – zum Rand und Osten hin dominieren Neubauten, Shopping Parks und anonyme Wohnsilos, wie sie in den Nach-2000ern üblich waren. Vor 2069 wurden diese Gebiete „Residenzsektoren“ genannt, und es gab derer drei (Nord, Süd und West). Mit Falkensee kam dann ein vierter Residenzsektor hinzu (Nordwest) – dieser stellt somit strenggenommen den ersten „Gebietsverlust“ der Konzerne an die Anarchos dar.
Welche Anarchos denn bitte? Es gibt so gut wie keine organisierten Zellen in Falkensee: Das ganze Gebiet ist (teilweise halbfertig) mit Wohnbunkern vollgebaut, von Asseln und Zecken und Talkshowgästen bevölkert und wurde von den Konzernen schlicht aufgegeben.
Node
Warum eigentlich? Immerhin ist das ein ziemlicher Pestigeverlust, gerade wenn man bedenkt dass die Konzerne ja mit Berlin zeigen wollten wie man Stadtplanung, -aufbau und -betrieb „richtig“ macht…
Safiya Dafiya
Unterm Strich aus rein finanziellen Gründen. Der Berliner Kompromiss zur Einheit der Stadt ist ja nichts, was die Konzerne sich gewünscht haben. Tatsächlich war die damalige Situation für einige der beteiligten Berlininvestoren Grund genug, das gesamte Projekt „Konzernberlin“ als gescheitert zu erklären und sich aus dem Betrieb der Stadt komplett zurückzuziehen (siehe Berlinfile). Dieser Ausstieg inklusive Entzug der Beteiligung entzog der Berliner Projektkasse (und der BERVAG) einiges an Geld. Vor dem Zwang, sich von irgendetwas trennen zu müssen, fiel die Wahl schnell auf Gebiete, die bereits absehbarer Weise im freien Fall waren. Was eigentlich Schade ist: Geht mal in die VR Vision Berlin und schaut euch die Visualisierung des fertiggestellten Falkensee an.
Node
ErschließungsGebiete [EG] (dunkelgrau) waren solche Bezirke, die 2063 zwar bereits weitgehend von anarchistischer Gewalt bereinigt wurden (weswegen sie auf der Straße auch „ErSCHIESSungsgebiete“ genannt werden), deren Schicksal und Zukunft die Konzerne aber noch nicht beschlossen hatten. Kurz: Gebiete, um die man sich entweder gerade zu kümmern beginnt, oder um die man sich als Nächstes kümmern wird. EGs wurden von Baukränen und dem Anblick großer Anzeigetafeln zukünftiger Bauprojekte dominiert, unterdessen die AR von Verkaufsangeboten der Immobilienmakler und kommenden Büroflächen kündeten. Manche Gebiete sahen auch noch wüst und leer aus, ein Niemandsland, aus dem die anarchistischen Terrorzellen bereits abgerückt, die neuen Lohnsklaven aber noch nicht eingezogen waren.
Wie gesagt: Als offizielle Amtsbezeichnung für Bezirke existiert der Begriff nichtmehr, in Konzernpapieren, Projektierungen und dem Straßenjargon Berlins wird er aber weiterverwendet. Solange es in Berlin nochwas zu ersch(l)ießen gibt, wird das auch so bleiben.
Tzech
AnarchoZonen [AZ] (schwarz) schließlich waren das, was vom „Freien Berlin“ des Status F übrig blieb. Was die hier lebenden oder vielmehr vor sich hin vegetierenden Gestalten tun oder lassen, interessierte die Konzerne hochoffiziell nur in dem Maße, wie es das öffentliche Leben stört oder den braven Berliner Lohnsklaven nebenan in Angst versetzt. In der Regel genügten aber ein paar heroische Räumungs-Razzien oder die medienwirksam inszenierte Verhaftung eines „in Ostberlin untergetauchten Terroristen“, um das Volk zu beruhigen. Bis das am 12. September 2070 dann nicht mehr zu genügen schien.
Übergänge
Die Zonengrenze zwischen 2063er Konzerngebiet und Anarchozonen (der „Antianarchistische Schutzwall„) erstreckte sich von Norden nach Süden durch ganz Berlin, am Ostrand des kontrollierten Gebietes (von der Grenze zwischen den Bezirken 15/16 bis zur Grenze zwischen 22/20). Eine ähnliche Art der Grenze sicherte die Bezirke 30 und den damals neuen Berliner Bezirk 31 gegen die AnarchoZonen ab.
Ja, das bedeutet dass zwischen Königswusterhausen und Berlin ein Stück Absperrzaun und Sperren in der Walachei herumstehen.
Tzech
Die Berliner Grenze zum Umland war den Konzernen wesentlich zu teuer im Unterhalt, so dass dieses Projekt 2056 eingestellt bzw. nach deren „vollendeter“ Übernahme Berlins gar nicht erst neu aufgelegt wurde. Seither verfällt, was immer von früheren Grenzanlagen übrig ist.
Ja, ja, aktuelles und mehr dazu siehe Berlin-Upload, ist klar….
Ludo
Die Berliner Bezirke 2063–2072
Das Folgende ist eine Kurzübersicht, die dementsprechend unpräzise, verallgemeinernd und viele abweichende Teilgebiete desselben Bezirkes von 2063 nicht abbildet (soll heißen: es kamen in jedem Bezirk auch 2063 gänzlich andere Gebäude- und Sicherheitstypen vor). Außerdem wird kurz das „Schicksal“ des früheren Bezirks im Zuge der Berliner Einheit von 2072 beleuchtet.
Der Erste Bezirk: Bankenviertel – Der Bezirk mit der amtlichen Bezeichnung 01–KS-FBV war der KonzernSektor des Frankfurter Bankenvereines, seitdem der frühere Besitzer des Bezirkes IFMU aufgelöst wurde. Zum größten Teil bestand der Bezirk aus dem, was bis 2023 einmal das Berliner Regierungsviertel war, und beherbergt auch heute noch das Bankenviertel als Berliner Finanzplatz und die Repräsentanzen vieler wichtiger Gesellschafter und Geschäftspartner des FBV. Den Plänen des „Vereins“ entsprechend soll das Berliner Bankenviertel langfristig zum wichtigsten Geschäftsplatz für das Osteuropageschäft werden. HEUTE ist das Bankenviertel im Bezirk Mitte aufgegangen, die aufgrund der jüngeren Grenzverschiebungen auch immer mal wieder gerne „Neue Mitte“ genannt wird. Als Bankenviertel selbst zählt nur das engere Umfeld des FBV

Blick auf geräumte Straßen unweit des Alexanderplatzes 2063. Das Bild ist nicht von mir, sondern von andreewallin von Deviant Art.
Der Zweite Bezirk: Mitte – 02-FS–MitteWest war ein Freisektor, der aus Teilen der früheren Bezirke Mitte, Tiergarten und Charlottenburg zusammengelegt wurde. Neben Brandenburger Tor, Unter den Linden und Potsdamer Platz gehörten auch Siegessäule und Gedächtniskirche plus die „Arkologie“ Kurfürstendamm zum Bezirk, der zweifellos zum wichtigsten touristischen Anlaufpunkt innerhalb Berlins wurde. Wichtig hierbei ist, dass mit dem „Verlust“ einiger Ostberliner Gebiete und Zugewinn des „Zentrum West“ die „gefühlte Mitte“ der Stadt wieder ein Stück nach Westen rückte. HEUTE ist der frühere Zweite Bezirk im Prinzip wieder in seine westlichen und östlichen Bestandteile zerrissen und entspricht weitgehend der Lage und Ausdehnung des Bezirks Mitte Ende des 20. Jahrhunderts. Gerüchten zufolge hat sich Isabelle Jandorf und die Preussenstiftung zumindest im „historischen Herz“ der Stadt mit einer Initiative zur Wahrung des historischen Erbes durchsetzen können: So gehören viele Charlottenburger Gebiete – allen voran der Kurfürstendamm – wieder zum alten Bezirksgebiet, indessen die „Mitte“ wieder deutlich mehr gen Osten und Norden gerückt ist.
Der Dritte Bezirk: Friedrichstadt – Der zweite der drei Berliner Freisektoren trug die Amtsbezeichnung 03-FS-Friedrichstadt und umfasste jenes innerstädtische Gebiet, das einmal die Mitte des vereinten Berlins war plus einigen Teilen von Friedrichshain und einem schmalen Bereich des Prenzlauer Berges. Zu den bedeutsamen Lokalitäten des Bezirkes zählten der Alexanderplatz, die Oranienburger Straße, die Museumsinsel, die Berliner Altstadt und die Friedrichstraße. HEUTE ist vom Dritten Bezirk nichts mehr übrig: Ein Teil ist im umjubelt wiedervereinten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg aufgegangen, ein großer anderer Teil fiel an Mitte und ein schmaler Streifen entlang der nördlichen Torstraße konnte sich Renraku einverleiben.
Der Vierte Bezirk: Kreuzberg – 04-FS-Kreuzberg war der flächenmäßig größte der drei FreiSektoren, obwohl er längst nicht den gesamten alten Bezirk Kreuzberg umfasste. Möglich war dies dadurch, dass die östlichsten Teile von Charlottenburg-Wilmersdorf und eine gute Portion des Bezirkes Schöneberg dem FreiSektor zugewiesen wurden. Der Bezirk, von dem der Freisektor seinen Namen hatte, galt seit jeher als der multikulturelle bis linke Schmelzpunkt der Stadt, und auch heute noch ist Kreuzberg weit über die Grenzen Berlins hinaus wegen seiner Künstlerszene bekannt. Als Hauptpunkt der Stadtkämpfe während des Großen Dschihads, als in Kreuzberg ein Emirat ausgerufen wurde, haben zahlreiche der alten Gebäude des Bezirks schwere Schäden abbekommen. Im Gegensatz zu anderen Bezirken, in denen die Konzerne ohne Sinn und Verstand, vor allem aber ohne Rücksicht auf die Geschichte ganze Viertel abreißen und neu aufbauen, bemühte man sich in Kreuzberg um Erhalt und sanfte Modernisierung – wohl wissend, dass die starke alernative Szene hier immer nur einen Hauch vom „Rückfall“ in die anarchistische Protestszene entfernt war. Während harte F-Aktivisten Kreuzberg schon lange als „linksalternatives Disneyland“ bespotten, erfreute sich der Bezirk auch dank seiner vielen sommerlichen Straßenfeste wie dem Christopher Street Day und dem Karneval der Vielfalt hoher Popularität und war auch bei den Konzernen als Aushängeschild der „Freiheitlichkeit“ einer Konzernordnung sehr dienlich. HEUTE ist Kreuzberg vereint mit Friedrichshain ein alternativer Bezirk, was viele aufgrund der engen Verflechtung der Konzerne im Bezirk doch erstaunt hat. Tatsächlich aber musste man eingestehen, dass der „Freisektor“ auch zu Konzernherrschaftszeiten im Prinzip selbstverwaltet und zergliedert in Aberdutzende unabhängiger Kulturkieze war – dem Bezirk diese Selbstverwaltung also auch offiziell zuzugestehen, war auf gewisse Weise nur logisch und ein kluger Schachzug. Die Alternativen in Fhain-Kberg sind weit davon entfernt, antikonzernerisch zu sein, und so gilt der alternative Bezirk nach wie vor als Flanier-, Amüsier- und Freizeitgebiet gestresster Konzerner, die hier ihrer Lust am Revoluzzerhaften (aber ja nicht zuviel!) nachgehen.

Blick auf das "Neue Zentrum Siemensstadt" in der Vision Berlin. Das Bild ist nicht von mir, sondern von Hideyoshi von Deviant Art.
Der Fünfte Bezirk: Siemensstadt – Der so genannte „Industriesektor West“ verdankte seinen Namen „Siemensstadt“ dem östlichen Teil von Spandau, der zu dem für schwere Industrialisierung vorgesehenen Bezirk gehörte. Neben der historischen Siemensstadt umfasste 05-IS-West die westlichen Teile Charlottenburgs und Wilmersdorfs und ein gutes Stück des einstigen Grunewaldes, das zwischen 2057 und 2062 in Teilen abgeholzt und mit neuen Fabrikanlagen zubetoniert wurde. HEUTE entspricht auch Groß-Siemensstadt wieder weit mehr seinen historischen Grenzen als früher. Die wahnsinnigen Bauvorhaben der Konzerne, angetrieben von einem an Verblendung grenzenden Wachstumsglauben, hat schwere Wunden im ganzen Altgebiet von 05-IS-West gerissen, die aber bald heilen werden: Der Bauboom im Bezirk endete bereits mit dem Crash 2.0, die meisten Projekte blieben in der Planungsphase stecken oder kamen kaum über Rodung und Bauebnung hinaus. Die hierdurch verfügbar gewordenen Flächen fanden nach Überwindung des Crashs bald neue Abnehmer, die aber nicht vorhaben hier Schwerindustrie anzusiedeln – davon gibt es schließlich in Rhein-Ruhr genug – und was immer sie bauen lieber „eine Nummer kleiner“ angehen. Ein gutes Motto für Berlins aktuelle Bautätigkeit.
Der Sechste Bezirk: Tegel Süd – Müller Schlüter Infotech ist der Besitzer des südlichen Teils von Tegel und nördlichen Teils von Tiergarten, aus dem der Bezirk mit Namen 06-KS[MSI] gebildet wurde. Zusammen mit Schering/AG Chemie im Norden bildet der MSI Konzernsektor einen geschlossenen Ring um den einstigen Zivilflughafen Tegel (TXL), der damit komplett nach außen hin abgeschirmt wird. Die Sicherheit der Zugänge zu diesem Ring ist dabei der eines Flughafens in nichts nahestehend: Jedes Fahrzeug wird geprüft, und Zutritt zum Konzerngebiet gibt es nur auf Einladung und ordentliche Anmeldung hin. HEUTE hat sich daran trotz Grenzverschiebungen wenig geändert.
Der Siebte Bezirk: Wedding – Detailinfos zum Brennpunkt: Wedding finden sich an anderer Stelle. Dieser HEUTE wieder mit Mitte vereinte Ex-Bezirk ist eben erst dabei, sich von den Jahren des Chaos zu erholen, und weit davon entfernt, auf dem Niveau des restlichen Mitte zu sein (wofür die den Bezirk durchtrennende A100 des „inneren Rings“ der Hauptgrund sein dürfte). Weddings Zukunft bleibt auch als Teil von Mitte ungewiss.
Der Achte Bezirk: Pankow Süd – Wie in anderen Städten, so hat Renraku auch in Berlin eine Arkologie errichtet, die den größten Teil des heutigen Bezirkes 08-KS[Renraku] bildet. Bedingt durch die geschlossene Bauweise des Konzernsitzes gelang es Renraku, relativ unbeschadet durch die Jahre der Berliner Anarchie zu kommen und bei der Eroberung Berlins die Umgebung der Arkologie schnell zu erobern und abzusichern. HEUTE wird Renrakus Bezirk wieder Prenzlauer Berg genannt (warum er Pankow-Süd genannt wurde bleibt mir ohnehin schleierhaft) und seit 2063 erheblich umgebaut.

Alles unter Kontrolle im Saeder-Krupp Bezirk "Drakenberg" (ugs). Das Bild ist nicht von mir, sondern vom Videospiel Tiberium Wars.
Der Neunte Bezirk: Tempelhof – Schon seit sehr langer Zeit hat Lofwyrs Konzern Saeder-Krupp die unangefochtene Hoheit über das nördliche Tempelhof und den dazugehörigen Flughafen mit der Kennung THF. Ungestört konnte SK während der Jahre der Anarchie in Berlin seine Präsenz und Installationen ausbauen, so dass der Bezirk 09-KS[SK] zwischenzeitlich mehr von einer über ein größeres Stadtareal verteilten Arkologie als von einem natürlich gewachsenen Stadtbezirk hatte. Mit der Übernahme von Messerschmitt-Kawasaki kontrollierte SK dann auch den Flughafen Schönefeld [SXF] und den gleichnamigen Bezirk, allerdings verhinderte die Lage des Bezirks von Proteus die Vereinigung beider Einzelbezirke zum größten extraterritorialen innerstädtischen Konzerngebiet der ADL. Kein Wunder also, dass HEUTE gerade im südlichen Berlin sich das Bild der Bezirke erheblich verändert hat. Das eigentliche Gebiet Tempelhof ist hiervon weniger betroffen, mehr schon die anderen, mittelbar zu S-K gehörenden Territorien.

Auch einige Teile von NeuWilmersdorf – z.B. das alte Steglitz – haben sich kräftig entwickelt. Das Bild ist nicht von mir, sondern von Robert Brown.
Der Zehnte Bezirk: NeuWilmersdorf – „Der größte Teil des alten Wilmersdorf liegt im Namen von NeuWilmersdorf“ lautete ein Berliner Spruch der Sechziger. Und tatsächlich bestand NeuWilmersdorf vor allem aus früheren Teilen von Zehlendorf und Steglitz plus Teilen des Grunewaldes und nur zu einem winzigen Teil aus dem Altbezirk, an dessen Namen der Sektor mit Konzernbezeichnung 10–RS-West erinnert. Als flächen- wie einwohnermäßig größter ResidenzSektor Berlins wurde NeuWilmersdorf dicht und oft sehr lieblos bebaut. Zum trostlosen Eindruck des Bezirkes trug hierbei auch der Versuch bei, Wohn- und Produktionsstätten enger aneinander anzusiedeln und den im Crash 2.0 schwer beschädigten Dienstleistungssektor Berlins zumindest in Teilen durch vermehrte Industrialisierung zu kompensieren. Schon hat man aber begonnen, zahlreiche der Fabrikanlagen wieder still zu legen und deren Betriebe in die Randgebiete wie Bernau und Strausberg zu verlagern. Was aus den dahinrostenden Industriegegenden des früheren Residenzsektors West aber einmal werden soll, ist unklar. HEUTE ist der frühere Sektor auf die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Zehlendorf aufgeteilt.
Der Elfte Bezirk: Dahlem – Wie eine paradiesische Insel inmitten eines Güllesees wirkte die Residenzenklave Dahlem, deren Fläche auch große Teile des früheren Grunewaldes umfasst. Unter den Residenzenklaven galt Dahlem schon früher als vornehmste Adresse. Die Sicherheit war – und ist – entsprechend engmaschig, ein Betreten der HEUTE komplett in Zehlendorf aufgegangenen Enklave ohne Berechtigung und Anmeldung so gut wie ausgeschlossen.
Der Zwölfte Bezirk: Gatow – Während Aztechnology die Bezirksreformen von ’63 und ’72 dazu verwendete, seine Liegenschaften in Spandau – und im Brandenburger Umland! – deutlich auszudehnen, hatte man an der Übernahme des südlichen Teils von Spandau in den Sechzigern kein Interesse. Nachdem man Gatow in den 2010ern und 2020ern geradezu verbrecherisch mit Wohnsilos zugestellt hatte und damit die sozialen Probleme des Abstiegsbezirkes gen Süden ausweitete, wurde Gatow eine Sackgasse, deren Straßenverlauf entweder an der Grenze zu Potsdam oder der neu entstandenen Residenzenklave Kladow-Großglienicke-Sacrow endet. Dass Aztechnology sich dafür stark machte, das komplette Gebiet bis inklusive Sacrow 2072 nach Spandau einzugemeinden – was die Gebiete HEUTE auch sind – hat mit einiger Sicherheit mit den besonderen Zähl- und Wahlmodalitäten der neuen Berliner Ordnung zu tun.

Um viele seiner Gebiete kümmert sich Aztechnology bis heute nicht. Das Bild ist nicht von mir, sondern von Robert Brown.
Der 13. Bezirk: Spandau – Wohl in Erwartung zukünftigen Wachstums in Europa und in der Hoffnung, sein Prestige zu steigern, dehnte Aztechnology sein Gebiet in Spandau im Zuge der Reformen gründlich aus. Baulich getan hat sich seitdem aber auffallend wenig. Weder verschwendet Aztechnology besondere Ressourcen für den Ausbau, noch die Absicherung der Gebiete – nur einige Prestigegegenden wie das im Volksmund „Spree-Manhattan“ genannte Geschäftszentrum rund um das Rathaus und die Yachtclubs entlang der Havel haben bisher das Interesse des Konzerns finden können. In weiten Teilen des Restes – speziell Staaken – sieht es kaum besser aus als im Erschließungsgebiet Gatow. Und oft sogar schlechter. Daran hat sich auch im HEUTE weiter vergrößerten und vereinten Spandau wenig geändert.
Der 14. Bezirk: Tegel Nord – Die nördliche Hälfte des geschlossenen Konzernrings rund um den Flughafen Tegel wird durch Schering und die AG Chemie beansprucht. Der dazugehörige Bezirk hieß bis 2072 im Konzerndeutsch 14–KS[ScheringAGC] und bestand wie sein südliches Pendant aus einer weitgehend geschlossenen baulichen Struktur, die eher den Eindruck eines erweiterten Flughafens mit Abfertigungs- und Lagerhangars erweckt als ein Stadtbezirk (unter Ausnahme von Alt-Tegel und dem Tegeler Hafen sowie den Erholungseinrichtungen der hochgestellten Entwickler). Daran hat sich abgesehen von einigen Grenzverschiebungen HEUTE nichts geändert.
Der 15. Bezirk: Reinickendorf – Der Residenzsektor Nord war der kleinste der früheren drei Berliner Residenzsektoren, galt dabei aber einer der angenehmsten. Trotz mehrerer Neubaumaßnahmen haben Bezirksteile wie Lübars, Hermsdorf oder Wittenau noch viel ihrer alten Struktur erhalten können – und selbst die im Stile des Märkischen Viertels errichteten Massenbehausungen zählen dank ihrer Zergliederung durch Parks und Grünflächen sowie einige der letzten Weiden Berlins zu den gelungeneren städtebaulichen Entwürfen. Diese Betrachtung verwirrt viele, die mit dem Begriff „Reinickendorf“ in den Sechzigern DAS Höllenloch der Anarchie in Berlin meinen. Das Missverständnis rührt einmal mehr durch die Diskrepanz zwischen dem offiziell Reinickendorf benannt Bezirk und dem im Volksmund so benannten „traditionellen“ Gebiet Reinickendorf: Das tatsächliche anarchistische Höllenloch „Reinickendorf“ war in den Sechzigern verwaltungstechnisch der Anarchozone Pankow zugeordnet. Erst durch jüngere Befriedungsmaßnahmen konnte es HEUTE wieder in das Reinickendorfer Gebiet eingemeindet werden.

Verbaute Kieze, Gebäudeschäden und Stromdiebstahl in Pankow Nord. Das Bild ist nicht von mir, sondern von Robert Brown.
Der 16. Bezirk: Pankow Nord – Der Sechzehnte, während einer kurzen Boomphase 2004–2016 intensiv bebaute Bezirk Pankow wurde formell durch die Draco Foundation beansprucht und wird es möglicher Weise noch immer. Im Gegensatz zu den anderen Konzernen aber zeigte die Draco Foundation niemals den rechten Willen und Einsatz, ihre Liegenschaften in Berlin tatsächlich in Anspruch zu nehmen und unter Kontrolle zu bekommen. Unwillens, die Interessen der Foundation über Gebühr zu unterstützen, sahen die Konzerne (und hier besonders Renraku) von weiteren Befriedungsversuchen Richtung Nordosten ab – alle nicht von Renraku selbst kontrollierten Gebiete Pankows fielen im Laufe der Jahre auf den Status einer unkontrollierten Zone zurück und wurden schließlich 2063 auch amtlich als AnarchoZone 23–AZ1 klassifiziert. HEUTE hat sich die Situation kaum verbessert und nach Ansicht einiger sogar weiter verschlechtert.
Die Anarchozonen – Der 17. bis 20. Bezirks waren der „harte Kern“ des anarchistischen Gebietes von Berlin und die betreffenden Territorien sind auch heute noch überwiegend alternativ verwaltet. In den Sechzigern bedeutete dies ganz klar, dass es zugleich jene Gebiete waren, die ganz besonders weit unten auf der Prioritätenliste der Konzerne standen. In den Straßenschluchten und der weiten Ödnis von Bezirken wie Lichtenberg, Groß Marzahn, Fredersdorf und Groß Köpenick wirken bis heute Bausünden aus der Zeit der DDR nach – auch wenn die meisten Gebäude jener Tage zwischen mangelnder Instandsetzung und Vandalismus in der Zeit des Status F in sich zusammengestürzt sind. Aus der Luft betrachtet, wirkten die AnarchoZonen auch HEUTE noch in Teilen wie das zerbombte Berlin am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die hier nötigen Investitionen, um die Bezirke wieder zu beleben, sind selbst vorsichtigen Schätzungen nach astronomisch. Und die Zukunft der AnarchoZone – bzw. der Alternativen Bezirke im Osten – somit gesichert. Allenfalls an Groß-Köpenick mit dem Müggelsee und den 2037 eingemeindeten Orten Schöneiche und Woltersdorf schienen die Konzerne mittelfristig interessiert zu sein, möglicher Weise als vierte und größte Residenzenklave.
Der 21. Bezirk: Schöneweide – Das HEUTE wieder zu Köpenick gehörende „Schweineöde“ ist im Besitz von Ford-EMC und besitzt genau so wenig Interessantes, wie der spöttelnde Berliner Name andeutet. Was gäbe es auch zu sehen in einem Bezirk – einer heutigen Enklave – der ganz von einer Fahrzeugfabrik, einigen Wohnsilos, Geschäftsgebäuden und einigen Malls beherrscht wird, die Jahr für Jahr immer enger zu einer einzigen baulichen Struktur zusammenwachsen? Schöneweide ist de facto ein Sprawl im Sprawl, auch wenn Ford-EMC sie nicht mit modernen Begriffe wie „Cloud Arcology“ belegt. „Schön“, jedenfalls, ist sie nicht, und eine „Weide“ gibt es hier auch nirgendwo.
Der 22. Bezirk: Schönefeld – Eichwalde, Schulzendorf, Großziethen, diese einstigen Orte existieren heute nicht mehr. Im Zuge mehrerer Erweiterungen des Flughafen Schönefeld und später der umfassenden Neubauten unter der Herrschaft von Messerschmitt-Kawasaki wurde das Gesicht des Bezirkes Schönefeld radikal verändert. Mit der Übernahme von Messerschmitt-Kawasaki durch Saeder-Krupp gehört auch der Bezirk 23-KS[MK] zu SK – fraglich war und ist aber, was SK mit einem zweiten Flughafen und weiteren Konzernliegenschaften, die den Bedarf des Konzerns in Berlin bei Weitem übersteigen, langfristig anfangen will. Mehrfach wurden bereits Gerüchte laut, Saeder-Krupp wolle sich von Schönefeld trennen oder umgekehrt seine Aktivitäten vom sehr beengten Drakenberg nach Schönefeld verlagern. Proteus wäre dies gewiss sehr recht – denn dessen früherer 23. Bezirk bildet eine prekäre Schneise zwischen beiden SK-Bezirken, mit der sämtliche Beteiligten äußerst unzufrieden zu sein scheinen – was HEUTE zu der Situation führt, dass Proteus‘ Sitz nach Zehlendorf gewandert ist, unterdessen die Schneisengebiete von Gropiusstadt infolge langjähriger Vernachlässigung (ähnlich Falkensee) in den „Anarchobankrott“ wanderten.
Der 23. Bezirk: Tempelhof – Während der größte Teil von Tempelhof schon so lange unter Kontrolle von Saeder-Krupp ist, dass dieser von Teilen der Bevölkerung in Drakenberg umbenannt wurde, ist der Rest jenes Bezirks zusammen mit Teilen von Schöneberg, Steglitz und Neukölln 2063 zum Bezirk 23–KS[Proteus] zusammengefasst worden. Das, was zumindest von der BERVAG in den Sechzigern Tempelhof genannt wurde, umfasst alte Ortsteile Berlins wie Buckow, Marienfelde und Britz – und natürlich die alte Arkologie von Fuchi, die im Kreis der Proteus-Verschwörer der Gründer den internen Namen „Megiddo“ trug.
Mumpitz! Megiddo war der interne Name für Proteus‘ Bürozentrum in Berlin, und wie auch Fuchi selbst hatte Proteus zwar hochtrbende Arkologie-Pläne für Berlin, die aber allesamt durch Übernahme-Fail Berlins, Crash 2.0, Wirtschaftskrise und other piles of drek in diversen Stadien der Unvollendung blieben (falls sie es überhaupt aus der Vision Berlin schafften).
Tzech
Ach? Und die riesige, vor sich hin rottende Ark am Rand von Gropiusstadt bilde ich mir ein, oder was?
Glasnossie
Das IST Proteus‘ „Unvollendete“, Du Hirsch!
Tzech
Äh. Und wo IST nun Fuchis Berliner Arkologie?
Solid Sneka
Wir sind uns nicht sicher. So dumm das klingt. Unser best guess ist, dass Proteus‘ Arkobau und Fuchis Arko dieselbe Arko sind, weil baulich in der Region nichts anderes Sinn macht. Verschwörungstheoretiker faseln natürlich von einer unterirdischen Arkologie – ich hab sogar mal wen im Beep gehabt der wollte mir weismachen die Arko sei mit „Tarntechnologie“ verborgen (ja, klar), jedenfalls aber gibt es keine eindeutigen Aufzeichnungen wo genau diese Arkologie denn gestanden haben soll. Ich persönlich glaube, dass es die nie gegeben hat, übrigens. Das ist eine von diesen Myths die durch fehlende Quellen entstehen: Weil Fuchi viele Arkos hatte, dachte jemand im Geschäftsverkehr das Berliner Büro sei auch eine, erwähnte das in einem Nebensatz („die Leute in der Berliner Arkologie sagen…“) und dieses Statement wurde in weiteren Dokumenten wiederholt. „Fuchi = Arko“ hat genau wie „Renraku = Arko“ einen gewissen gedanklichen Automatismus. Was dabei vergessen wird, ist die brutale Realität des STUSS den Arkologien wirtschaftlich darstellen, jedenfalls in Gegenden mit so niedrigen Grundstückspreisen wie Berlin und jede Menge PLATZ! EBENFALLS wird übersehen wie großzügig PR-Abteilungen und Medien mit dem Begriff Arkologie um sich holzen, auch wenn sie nur einen weitgehend selbstversorgten Wohnblock oder irgendeine Kombination von „Fabrik plus Wohnungen“ meinen. Dass KONZERNZOMBIES auf diesen Stuss reinfallen und denken sie sind einer der wenigen Auserwählten, die in einer Arkologie ein sorgenfreies Leben führen, gut – ich kann es nur nicht ertragen, wie dämlich RUNNER zuweilen sind.
Konnopke
Von hier aus führte Proteus im Jahr 2060 einen umfassenden Schlag gegen Anarchisten im 20. Bezirk, die man im Besitz der so genannten „Sandmann-Datei“ glaubte. Bis zuletzt war der kurze Abschnitt der Zonengrenze zwischen 23/20 einer der am schärfsten gesicherte und einer der letzten aktiv umkämpften Teilbereiche der Innerberlinerischen Grenze.
Der 24. Bezirk: Blankenfelde – Bestehend aus dem südlichen Teil Marienfeldes sowie Lichtenrade, Mahlow und eben Blankenfelde war der Residenzsektor Süd trotz großes Fläche vergleichsweise dünn bebaut: Hier dominiert nicht der Anblick vielstöckiger Wohnblocks (obwohl es auch diese gibt), sondern Mehrfamilienhäuser und Doppelhäuser mit kleinem Garten und anderen Auswüchsen des Spießertums. Zum Bezirk gehört auch Berlins größte Schrebergartensiedlung „Sonnenplatz“, bei der man an schönen Tagen das Fett brutzeln sehen kann – sowohl auf dem Grill, als auch im Liegestuhl. HEUTE ist der Bezirk in Schönefeld aufgegangen.
Der 25. Bezirk: Teltow – Vom Ortskern Teltow über Stahnsdorf bis nach Buchholz-Rehbrücke erstreckte sich diese angeplante Residenzenklave, die bis zuletzt eher noch die Bezeichnung eines Erschließungsgebietes als die einer fertigen Enklave verdient. Im Zuge der Eingemeindung wurden das zuvor durch einen tatsächlich gebauten Teil der Berliner Mauer abgetrennte und im Laufe der Jahre völlig verfallene Stahnsdorf dem Erdboden gleichgemacht. Kurz vor dem Crash 2.0 waren die Planierraupen abgerückt, und das Gebiet war in grauenvoll schöner Regelmäßigkeit von Straßenbögen durchzogen, an denen dann – ganz im Vorbild amerikanischer Kleinstädte der 1950er – eine neue Siedlung hochgezogen werden sollte. Bei deren Planung – siehe „Vision Berlin“ – setzte man natürlich auf Fortschrittlichkeit und modernste Technik: Teltow sollte eine „Musterenklave“ werden, und ein „schillerndes Beispiel“ für die schöne neue Konzernwelt, ein „Denkmal ihrer Leistungsfähigkeit“, wie die Konzernseiten verkündeten. Davon ist HEUTE vergleichweise wenig (nämlich: nichts) geblieben. Der Crash würgte alle Projekte ab, die lange Zeit des Brachliegens führte in Verbindung mit Kabeldiebstahl und und normaler Erosion ungepflegter Straßen zur Verwilderung, erste Rohbauten bekamen Risse oder wurden durch Squatter bezogen. Heute ist Teltow in Köpenick aufgegangen.
Der 26. Bezirk: Potsdam – Eine Weile lang hielt sich hartnäckig das Gerücht, Potsdam werde zu so etwas Ähnlichem wie einem riesigen Museum umgebaut. Schon immer aber warfen Kritiker ein, dass „so viel Museum keine Sau braucht“ – eine Ansicht, der sich die Konzerne offenbar angeschlossen hatten, bis die Preußenstiftung sich dem mit Hilfe der Draco Foundation entgegenstellte. Bei weitgehendem Erhalt der rettbaren historischen Bausubstanz wurde das in den Sechzigern komplett umzäunte Potsdam vielmehr zur bestgeschützten Residenzenklave des neuen Berlins umgebaut: Einer in sich geschlossenen Luxus-Wohnstadt zwischen Schlössern, prachtvollen Gärten und liebevoll remodellierten Altstadtgassen, die einen fast vergessen lassen, dass jedes kleine niedliche Einzelgeschäft letztlich nicht mehr ist als die jeweilige Fachabteilung des einzigen Kaufhauses. Die Sorge um das Wohl der bestens zahlenden Privilegierten, die hier auch HEUTE leben, ist den Konzernen auch die Beschäftigung gleich mehrerer Teams von Zauberkundigen wert, deren unablässige Arbeit an den schwer belasteten Potsdamer Gewässern inzwischen wahrhafte Wunder vollbracht hat.

Einige Bewohner Falkensees traf die Eingemeindung nach Berlin überraschend. Das Bild ist nicht von mir, sondern aus dem Videospiel Killzone 2.
Der 27. Bezirk: Falkensee – Im Zuge der Bezirksreform 2063 entschlossen die Konzerne sich reichlich spontan, das westlich benachbarte Falkensee ebenso wie die wüste Ortschaft Dallgow-Döberitz nach Berlin einzugemeinden (warum man auf die ebenso nahe liegenden Orte Bötzow, Schönwalde und Wansdorf verzichtete, ist Anlass zu reichhaltiger Spekulation). In einer Nacht- und Nebelaktion rückte im Frühjahr des Jahres die Berliner Sonderpolizei (damals noch nicht die SST, sondern eine Art Vorläufergruppe) in Berlins neuesten Bezirk aus, um etwaige dort noch hausende Illegale dingfest zu machen und zu deportieren. Außerhalb des Blicks der Öffentlichkeit wurde Falkensee in nur wenigen Tagen komplett „gesäubert“, die Gebäude „entkernt“ und der Ort selbst weitgehend „saniert“. In Windeseile wurden Bautrupps nach 27–WGS-Nordwest geschickt und die ersten Wohnblocks so schnell hochgezogen, dass man sich es glatt sparte Falkensee als Erschließungsgebiet zu deklarieren, sondern es gleich als neuen „Residenzsektor Nordwest“ den Medien präsentierte. Was aus den früheren, ca. 300 in Form einer alternativen pazifistischen Sekte in Falkensee lebenden Einwohnern geworden ist, bleibt bis HEUTE ungeklärt, die Hoffnungen auf ein schönes, neues Falkensee zerschlugen sich jedenfalls mit dem Crash 2.0.
Der 28. Bezirk: Velten – Die Orte Hennigsdorf und Velten bilden den baulichen Kern des 2058 nach Berlin angeschlossenen und 2063 zum Bezirk 28–IS-Nord gewordenen Gebietes. Dazwischen erstreckte sich noch bis 2060 abgesehen von einem Solar- und Windpark meistenteils Brachland, das Parzelle für Parzelle in Industriegelände verwandelt werden sollte. Mit der Bezirksreform ’62 hat das Gebiet – einmal mehr vorschnell – seinen Status als Erschließungsgebiet abgelegt und die Anerkennung als neuer Industriesektor Nord von der Konzernverordnetenversammlung zugebilligt bekommen. HEUTE ist der ebenfalls unter dem Crash 2.0 zum Nullwachstum gebremste Bezirk mit Oranienburg vereinigt; die meisten seiner Ortskerne zählen als Manövergebiet des BGS.
Der 29. Bezirk: Oranienburg – HohenNeuendorf oder Birkenwerder wären an sich treffendere Namen für Berlins nördlichsten Bezirk gewesen, da sich die namensgebende Ortschaft 2062 eigentlich außerhalb Berlins befand (Folge eines der größten Immobiliendeals zur Anarchozeit, siehe Berlinfile). Dass der Name trotzdem der eines wesentlich weiter entfernten Ortes ist, mag ebenso sehr an der Hybris der damaligen Stadtverwaltung wie an der einstigen historischen Bedeutung der Stadt Oranienburg liegen. Glück gebracht hat der Name der „Siechenstadt“ dem Bezirk jedenfalls nicht. Bauskandale, Misswirtschaft, im Bankrott geendete überehrgeizige Großprojekte der frühen Megakonzerne, all dies hat eine desolate und hoffnungslos verschuldete Umgebung geschaffen, die nur zur Situation HEUTE – der Nutzung als Manövergebiet oder Nichtnutzung als Brache führen musste.
Der 30. Bezirk: Bernau – Die Ortskerne von Schönow, Bernau und Zepernick bildeten die frühe Substanz des 30. Bezirkes, der lange nicht über den Stand eines Erschließungsgebietes hinauskam. Davon hat er letztlich profitiert, denn in den Jahren der Anarchie fand eine deutliche Konzentration der Bevölkerung im innerstädtischen Bereich statt (bzw. eine Abwanderung zahlreicher anderer Bevölkerungsschichten), so dass der Bezirk Bernau weitestgehend leer war und von Verwüstungen verschont blieb. Natürlich gingen die Jahre, in denen sich niemand um den Bezirk gekümmert hat, nicht spurlos an diesem vorbei – da aber hier keine „Widerstandsnester“ zu räumen waren, rangierte Bernau mit einem Male wieder weiter oben auf der „To Do“-Liste der Konzerne, und schnell hatten einige Pioniere die sich bietende Gelegenheit erkannt und begonnen, in den Bezirk zu investieren. Mit einiger Sorge beobachten dieselben Leute das Abgleiten des (Nord-)Pankows in das Chaos der Anarchie, und mehr als nur ein paar Petitionen sind an die Draco Foundation eingegangen, den Konzernsektor 16 unter Kontrolle zu bringen und Bernau somit nicht von seiner Zukunft abzuschneiden. Eine Antwort hierauf, allerdings, erfolgte nie. HEUTE, so hört man, haben die meisten Unternehmer in Bernau Kredite bei der Russenmafia aufnehmen müssen, wenn sie nicht ihr Geschäft oder ihre Fabrik gleich an diese verkauft haben – der Bezirk wurde schließlich mit Pankow vereint.
Der 31. Bezirk: NeuStrausberg – Die Zonengrenze durch Berlin mag die Mobilität der in der Anarchozone lebenden Bevölkerung nicht komplett verhindern, aber sie erschwert sie deutlich. Als Reaktion hierauf hatten die Konzerne die Errichtung eines neuen Industriesektors „jenseits des Ostens“ der Stadt verfügt, der gezielt nur für Fertigung „nonsensibler Industriegüter“ (wie z.B. Druckgusserzeugnisse, Zuliefer- und Wegwerfteile, Baustoffe, Zementwerke) vorgesehen war. Da die Konzerne letztlich davon ausgingen, die Anarchozonen irgendwann „abzuschaffen“ und den Industriestandort NeuStrausberg (31-IS-Ost) überflüssig zu machen, hatte man sich bei Planung und Bau der Fertigungsanlagen entsprechend wenig Mühe gegeben: Die Mehrzahl der Anlagen und Maschinen sind uralt und an anderen Fertigungsstätten ausrangiert worden. Gefertigt wird nach „Dritte Welt Standard“, das heißt unter erbärmlichen Bedingungen, geringen Lohnkosten und Nichtbeachtung aller möglichen Umwelt- und Sicherheitsauflagen.

Blick auf das neue Zentrum von KönigsWusterhausen. Das Bild ist nicht von mir, sondern von Robert Brown.
Der 32. Bezirk: KönigsWusterhausen – Das letzte Addendum zum Berliner Moloch 2062 war die aufstrebende Stadt KönigsWusterhausen, die sich in den Jahren der Berliner Anarchie prächtig entwickelt hatte: Wie keine andere Stadt der näheren Umgebung konnte KönigsWusterhausen sowohl Kriegsflüchtlinge aus Frankfurt/Oder wie Anarchieflüchtlinge aus Berlin aufnehmen und vielen Unternehmen eine Art „Exil“ bieten, die sich aus Berlin zurückziehen mussten. Die ausgedehnten Flüchtlingsbarracken und Wellblechbehausungen sind inzwischen zunehmend verwaist, das neue entstandene Zentrum der Stadt wurde zwischenzeitlich zum 32. Berliner Bezirk reorganisiert und hatte unter einer Art „Besatzermentalität“ der Berliner Konzerne und der BERVAG den „ordentlichen Betrieb“ als neuer „Industriesektor Süd“ (32-IS-Süd) aufgenommen, ehe die Brandenburger Landesregierung 2072 die „Herausgabe“ der Stadt erzwingen (bzw. durch anderweitige Zugeständnisse und Gebietsschenkungen erkaufen) konnte.