Kurznotiz: Aufgrund einer bestehenden Urheberrechtsverletzung habe ich meinen deutschsprachigen D&D 4E SL-Schirm von dieser Seite entfernt. Und ehe darob Gerüchte oder der nächste Flamewar gegen WotC ausbricht: Ich bin weder verklagt noch abgemahnt worden, sondern habe via die neue offizielle D&D 4E Community gefragt, ob das Posten und kostenlose Anbieten dieses Schirms rechtlich okay ist.
Meine Argumentation und mein Gedankengang dabei war, dass ja aktuell und auch in naher Zukunft kein offizieller deutscher SL-SChirm existieren wird, ich mit einem Fan-gemachten folglich niemandem das Geschäft verhageln kann und darüber hinaus durch das Angebot des Schirms die mit der deutschsprachigen 4E spielende Szene supporten könnte, bis dann WotC entweder eine eigene Lösung oder einen deutschen Lizenzpartner gefunden hat.
Auf meine Anfrage wurde mir aber mitgeteilt, dass die Wiedergabe von Regeldetails – wie es kompakter ja kaum geht als in einem SL-Schirm – nicht okay sei, und zwar aus generellen Urheberrechtsgründen. Das ist auch an sich ganz logisch – denn: völlig unabhängig davon ob die Rechte an der D&D Übersetzung Feder & Schwert gehören oder WotC (das hab ich nicht gefragt, wär aber auch spannend zu wissen) sind die Regeln so oder so WotC-Besitz, egal ob diese nun aktuell als deutscher SL-Schirm im Handel sind oder nicht.
Man kann als Fan darüber maulen (und das tun ja viele auch gerne) warum da „der böse Verlag“ nicht einfach kulant ist oder „wie Pathfinder“ sowas selbst als kostenloses PDF anbietet – nur vergesst dabei bitte dreierlei nicht: Nämlich dass erstens Verlage auf eine Wirtschaftlichkeit angewiesen sind, wozu zweifellos der Schutz des eigenen Materials gehört, dass es zweitens das unbedingte Recht jeden Verlags ist selbst zu entscheiden wie offen oder restriktiv er mit seinem Besitz umgeht (nicht alles, was für Verlag A richtig ist, muss für Verlag B und C genauso richtig sein) und dass WotC kulant ist, denn die sind durchaus nicht doof und wissen, dass Fanmaterial und Fansheets und Fanschirme da draußen existieren (ich gehe arrogant davon aus dass auch mein Schirm denen nicht entgangen ist), und bisher zumindest ist niemand abgemahnt worden dafür.
Und again: Auch ich nicht!
Von mir aus nennt es also vorauseilenden Gehorsam oder Feigheit oder Einschleimen, dass ich den Schirm entfernt habe: Auf meine Frage konnte man mir eben unmöglich sagen, dass es KEINE Urheberrechtsverletzung wäre (denn das ist es nunmal), und da bin ich konsequent: Wenn mir mitgeteilt wird, dass irgendwas auf meinem Blog nicht koscher ist oder dem Willen des Rechteinhabers zuwider läuft, dann entferne ich es.
Jedenfalls, bis der Bundeskanzler der Piratenpartei neue gesetzliche Bestimmungen zum Urheberrecht erlassen hat.
Die deutsche Rollenspielszene verweigert den Konsum und wird mit Einstellung von Übersetzungen belohnt. Und bejubelt das auch noch in Blogs und Foren. Es gibt unzweifelhaft Zeiten, an denen es mich freut, Deutscher zu sein. Leider habe ich vergessen, wann diese zuletzt waren. Es war mit Sicherheit nicht der Zeitpunkt, als Feder und Schwert ankündigte Requiem einzustellen, und der jetzt eingetretene Zeitpunkt der Einstellung des deutschen D&D 4E ist es gewiss ebenso wenig.
Aber vielleicht mal erstmal die Facts, wenn diese auch ein paar Tage alt sind. Es beginnt am 27. November mit der Verlautbarung von Feder und Schwert auf deren Website folgenden Inhaltes:
Keine D&D-Rollenspielprodukte mehr bei Feder&Schwert
Wir möchten Sie darüber in Kenntnis setzen, daß ab dem 1. Januar 2009 in unserem Hause keine weiteren D&D-Rollenspielprodukte mehr erscheinen werden. Das Spielleiterhandbuch 4E ist damit der letzte D&D-Rollenspieltitel aus dem Hause Feder&Schwert, womit die Trilogie der neuen Grundregelwerke abgeschlossen ist.
Dieser Schritt gibt uns die Freiheit, uns ganz auf unsere Romanreihen, unsere Produkte aus dem Warhammer-Universum (Warhammer Fantasy-Rollenspiel und Warhammer 40.000) und neue Projekte, über die wir Sie bald in Kenntnis setzen werden, zu konzentrieren.
Wer die deutsche „Wir hassen alles was neu oder anders ist“ Rollenspielszene kennt, der denkt sich bereits, dass diese Ankündigung im besten Fall mit Indifferenz und mühsam zurückgehaltener Häme, im Normalfall aber mit Jubel aufgenommen wurde (HIER, HIER und HIER als Beispiele). In Nebenabsätzen wird dabei der Hoffnung Ausdruck verliehen, die Leute würden jetzt wieder mehr D&D 3.5 spielen oder das allerorten wie Sauerbier angepriesen Pathfinder kaufen. Ähnlich klang es seinerzeit bei der Einstellung von Requiem, wo Maskerade-Fanboys jubelten jetzt würden wohl wieder alle Maskerade spielen – was nicht nur vom Gedanken her absoluter Stuss war, sondern sich auch nicht bewahrheitete.
Wie man es schaffen kann, das größte (ich sage nicht: großartigste) Rollenspielsystem der Welt so in die Verlustzone zu fahren, dass man die Übersetzung einstellen muss, entzieht sich meinem Verständnis. Allerdings kenne ich die Lizenzbedingungen und -kosten nicht und weiß, dass der deutsche Markt winzig ist, sich schwere Regelkladden im Hardcover also nur in hoher verkaufter Auflage rechnen und D&D 4E Interessierte – o fatale Wiederholung des Requiem-Falls – lieber direkt beim 4E Start zur englischen Version griffen, unterdessen bis zum deutschen 4E Start diese Edition schon vorab derart in Foren verrissen wurde (üblicher Weise von Leuten die sie nie gespielt haben) dass deutsche Käufer in der Tat schwer zu finden gewesen sein dürften.
Andererseits spricht einiges dafür, dass es überhaupt nicht primär wirtschaftliche, sondern vor allem lizenzrechtliche Probleme waren, die F&S zu dieser bitteren Entscheidung genötigt hat. Hier ein Interview mit Oliver Hoffmann auf der SPIEL in Essen, noch in diesem Oktober:
Das klingt nun gar nicht nach einer bevorstehenden Einstellung. Im Gegenteil sagt Oliver ja, dass -a- die Lizenz Ende 2008 ausläuft und F&S erstmal klären musste wie es danach weitergeht, weil es keinen Sinn macht D&D überhaupt zu übersetzen, wenn die Lizenz nur ein paar Monate gilt, und dass -b- es darob eigentlich eine Einigung gegeben hat. Plus er sagt, dass die 4E insgesamt gut anläuft – und egal ob das Verlagspropaganda ist oder nnicht, fest steht doch dass sich D&D in 2009 erstmalig hätte gut verkaufen können, also warum zum Start des Jahres die Lizenz abgeben?
Wahrscheinlich scheint also, dass die Aufkündigung der Lizenz nicht von F&S ausging, sondern von Wizards of the Coast. Vielleicht wurde auf die Lizenzkosten tüchtig draufaddiert. Vielleicht gibt es einen neuen Innteressenten, der F&S überboten hat. Vielleicht gab es Publikationsanforderungen an F&S, die dieser kleine Verlag nicht stemmen konnte.
Wie dem auch sei: Fans der früheren Edition freuen sich über das einstweilige „Scheitern“ der neuen. Nun gut. Macht bei D&D immerhin marginal mehr Sinn als bei Maskerade-Requiem, denn es gibt ja immerhin 3.5 Neuprodukte, die vom „Fehlen“ von deutscher 4E Konkurrenz profitieren könnten.
Dennoch ist der Fall ein Schlag gegen die deutschen Rollenspielverlage, egal wie man zum konkreten Fall steht. Denn einmal mehr dürfen sich genau diejenigen Spieler, von denen deutsche Verlage leben – nämlich: die extra bis zum späteren Start einer deutschen Übersetzung geduldig warten – verarscht vorkommen. Und zu Recht dazu tendieren, beim nächsten Mal von Beginn an englische Produkte zu kaufen, und die deutschen Produkte samt ihrer Verlage und aller Lizenzschiebereien einfach zu vergessen.
Speziell für Feder und Schwert dürfte die Entscheidung fatal sein: Denn nach zwei kurzfristigen Einstellungen großer Spiellinien hintereinander gibt es kaum Grund anzunehmen, dass es mit einer beliebigen anderen Linie nicht genauso passieren könnte. Also warum erst anfangen mit dem Kauf?
Ob die deutsche D&D 4E Lizenz lange ohne Besitzer bleiben wird, bleibt abzuwarten – vielleicht ist sie sogar schon neu verkauft. D&D ist ein attraktives Produkt und eine attraktive Lizenz (die im Verhältnis zu ihren Kosten stehen muss, klar). Das System D&D 4E hat zwar seine lautstark polternden Kritiker, aber auch die werden irgendwann ja ein neues Meckerobjekt finden oder vom Zementmischer überfahren werden (sorry).
Und das 4E System ist gut. Und verdient, gespielt zu werden. Vor allem: Es ist nicht nur irgendwie gut, sondern anders als die Unzahl von D&D Klonen, die im Laufe der Jahre herangewachsen sind (inklusive der 3.5 Eigenklone von (A)D&D).
D&D entwickelt sich mit 4E weiter, statt ewig nur Onanie zu betreiben und die vierzehnten, noch detaillierteren Detailregeln zu sich selbst zu erfinden. Es bewegt sich hin zu Vereinfachung und aktiver Hilfe für den SL, statt nur Bücher rauszuschleudern, die sich Leute ins Regal stellen, ohne das Spiel überhaupt zu spielen. Es hat eine Charaktererschaffung, die schneller geht und einfacher ist als der Lohnsteuerjahresausgleich (was selbstverständlich sein sollte, es aber spätestens seit DSA 4 nicht mehr ist). Und es bietet die Chance, neue Spieler in seinen Bann zu ziehen.
All das sagt nicht, dass andere Systeme dies nicht auch könnten. Oder besser sind. Und von mir aus kann Pathfinder zum größten Ding seit geschnitten Brot werden. Mir entzieht sich nur das Verständnis dafür, wie man ernsthaft FEIERN kann, wenn ein Produkt in Deutschland vom Markt verschwindet. Oder ein Verlag gezwungen ist, einen solchen Schritt zu tun. Echt.